Hotel Savoy Grado – Eine neue Fassade als dialogischer Raum zwischen Stadt und Architektur.
Die Straßenfassaden des Hotel Savoy werden in eine rhythmisierte, begrünte Struktur aus geschwungenem Stahl transforiert. Die neue Hülle schafft private Außenräume, filtert Licht, Lärm und Blicke – und verankert das Hotel neu im urbanen Gefüge. Architektur wird hier zur atmenden Schwelle zwischen Stadt, Landschaft und Gastlichkeit.
Weaving_Hotel Savoy
TYPOLOGIE Hotel, Renovierung
STATUS Commission, Built
ORT Grado, Italien
JAHR 2025
AUFTRAGGEBER Hotel Savoy - Fam. Soyer
DESIGN TEAM Eva Castro, Andrea Cubattoli, Niccolò Dal Farra, Ulla Hell, Holger Kehne, Peter Pichler, Chuan Wang
COLLABORATORS Andreas Erlacher, Gillespies, Graziano Medeot, Fiorenzo Chiabà
PHOTO CREDIT Michael Pezzei
Mit dem Erhalt des fünften Sterns setzt das traditionsreiche Hotel Savoy in Grado – seit vier Generationen im Familienbesitz – ein sichtbares Zeichen architektonischer Erneuerung. Plasma Studio wurde beauftragt, eine neue Fassade zu entwerfen, die weit über eine bloße äußere Aufwertung hinausgeht: Ziel war es, den Übergang zwischen privater Hotelarchitektur und öffentlichem Stadtraum neu zu verhandeln und dabei sowohl funktionale als auch atmosphärische Qualitäten zu steigern.
Die Intervention konzentriert sich auf die Nord- und Westfassade des Bestands, einem Gebäude, das stark von den pragmatischen Umbauten der 1980er- und 90er-Jahre geprägt ist. An dieser Stelle tritt die neue Fassade als filternde Schwelle in Erscheinung – sie vermittelt zwischen innen und außen, schützt vor Lärm und Hektik der Straße, ohne die visuelle und atmosphärische Verbindung zur Umgebung aufzugeben. In ihrer Konzeption vereint sie akustische, thermische und ästhetische Qualitäten mit einer gezielten Aufwertung der stadträumlichen Situation.
Ein zentrales gestalterisches Element bilden die neu eingefügten Balkone, deren geschwungene Stahlkonstruktion sowohl Referenz als auch Transformation des postmodernen Vokabulars des Bestands darstellt. Durch die alternierende Abfolge konvexer und konkaver Kreis-Segmente entlang der Fassadenachsen entsteht ein rhythmischer Verlauf, der die Horizontale des Baukörpers dynamisiert. In der vertikalen Schichtung entwickelt sich daraus ein reliefartiges Fassadenbild, das durch Licht und Schatten ständig neu moduliert wird.
Die geschwungenen Außenräume fungieren nicht nur als Erweiterung der Hotelzimmer, sondern auch als bioklimatische Pufferzone: Pflanzgefäße und vertikale Elemente strukturieren die Fassadenebene, bieten Sichtschutz und rankenden Pflanzen eine strukturierte Fläche zur Begrünung. Die so entstehende grüne Haut wirkt als lebendiger Filter – sie erhöht die Aufenthaltsqualität im Inneren, trägt zur Minderung urbaner Hitzeinseln bei und erzeugt gleichzeitig eine neue stadträumliche Identität für das Hotel. Ein nachhaltiges Bewässerungssystem, gespeist durch gesammeltes Regenwasser vom Dach, unterstützt den ökologischen Anspruch des Konzepts.
Die Materialwahl ist auf atmosphärische Reaktionen ausgelegt: Satiniertes Edelstahlgeländer reflektiert subtil die Bewegungen der Vegetation und das Lichtspiel des angrenzenden Kanals. Farblich greifen die vertikalen Strukturelemente die charakteristischen Türkistöne des Bestands auf und setzen diese in einen neuen zeitgenössischen Kontext.
Nicht zuletzt setzt das Projekt ein architektonisches Statement in Bezug auf Zeitlichkeit, Transformation und das Zusammenspiel von Bestand und Intervention. Die neue Fassade des Hotel Savoy in Grado demonstriert, wie architektonisches Denken im Bestand nicht nur funktionale Defizite ausgleicht, sondern auch neue narrative Räume eröffnet – für Gäste, für die Stadt und für die Architektur selbst.